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Hamburg - Umwelthauptstadt Europas 2011

Am 23. Februar 2009 wurden die ersten Titel für "Europas Umwelthauptstadt" vergeben. Für das Jahr 2010 wurde der Titel an Stockholm vergeben; gleichzeitig wurde für dieses Jahr Hamburg mit der Auszeichnung geehrt. Dieser Titel wird von nun an jährlich von der Europäischen Kommission als Anerkennung für exzellente Leistungen im Umweltschutz an Städte vergeben. Doch womit hat unsere Stadt diesen Titel verdient? Die Kriterien für die Vergabe umfassen unter anderem den Verkehr, die Luft- und Wasserqualität, den Schutz von Natur und biologischer Vielfalt und Initiativen zur Bekämpfung des Klimawandels. Schaut man auf die offizielle Begründung der EU-Jury, bekommt man zu lesen:

„Hamburg hat in den vergangenen Jahren große Leistungen erbracht und auf der ganzen Bandbreite exzellente Umweltstandards erreicht. Die Stadt hat sehr ehrgeizige Pläne für die Zukunft, die zusätzliche Verbesserungen versprechen.“ (Begründung der EU-Jury, Februar 2009).

Am 15. Dezember 2010 war es soweit - Hamburg übernahm von Stockholm offiziell den Titel "Europas Umwelthauptstadt". Ehrgeizige Ziele hat Hamburg auf jeden Fall. So wurde angekündigt, bis zum Jahr 2020 den Kohlenstoffdioxidausstoß um etwa 40% zu senken. EU-Vorgabe sind lediglich 20%. Hamburg plant zudem, den Ausstoß bis 2050 um ganze 80% zu reduzieren. Für eine Industriemetropole mit großem Hafen ein ambitioniertes Ziel. Des Weiteren sollen über 200 Veranstaltungen zum Thema Umweltschutz stattfinden, unter anderem ein Umweltjugendgipfel und ein Umweltrechtstag. Auf Umwelttouren soll über die Naturräume Hamburgs informiert werden und ein "Zug der Ideen" soll Ideen zum Umweltschutz in diverse europäische Großstädte bringen. Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes soll unter anderem durch die Verbesserung des Fahrradnetzes geschehen, wobei die Stadträder ein erster Schritt in die richtige Richtung sind. Konkret soll der Radverkehrsanteil bis 2015 auf 18 % erhöht werden.

Da dieser Titel für Hamburg nicht nur das Image pflegen soll, sondern auch Verbesserungen für die Bevölkerung folgen sollen, nahmen Umweltorganisationen wie der NABU, die Gesellschaft für ökologische Planung (GöP) sowie der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club die Möglichkeit wahr, Forderungen an eine Umwelthauptstadt zu formulieren.

So soll der Senat dafür sorgen, dass Radwege ausgebaut werden und Ampelphasen auf Fahrradrouten angepasst werden. Zum Erhalt der Artenvielfalt sollen Nistmöglichkeiten für Vögel geschaffen (wozu alle Bürger aufgerufen sind!) und Naturschutzgebiete angemessen finanziert werden. Und außerdem wichtig: Man will kein Greenwashing, sondern Umweltfortschritt.

Diese Erwartung wurde durch den Senat bereits getrübt, weshalb der NABU sich veranlasst sah, von den offiziellen Veranstaltungen des Senats Abstand zu nehmen. Denn der Senat entschied sich bei der Wahl eines Kooperationspartners für das Umweltjahr ausgerechnet für Siemens, den führenden Hersteller von Atomtechnologie. Und nicht nur hier ist der Titel "Europas Umwelthauptstadt" für Hamburg zweifelhaft. So ist Hamburg die einzige Großstadt Deutschlands, in der es noch keine Umweltzone im Stadtzentrum gibt. Dabei sind die Stickstoffdioxidwerte an Hamburger Straßen oft deutlich über der EU-Norm. Hinzu kommt, dass der Hamburger Hafen mehr Stickstoffdioxid produziert, als der gesamte Autoverkehr. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die biologische Vielfalt in der Elbe durch regelmäßige Elbvertiefungen geschädigt wird. Als ließen diese Fakten nicht schon genug Zweifel an dem Titel für Hamburg aufkommen, wird in naher Zukunft das Kohlekraftwerk in Moorburg jährlich ca. acht Millionen Tonnen CO2 zusätzlich in die Hamburger Luft blasen.

Es ist nun an Hamburg, dem Ansehen des Titels gerecht zu werden. Gerade ein Ausbau der Radwege und die Reduzierung der CO2-Emissionen müssen umgesetzt werden. Für unsere Universität fordern wir mehr Geld für die Sanierung der Gebäude und die Verbesserung der Fahrradrouten zur Universität. Ebenso die Umsetzung der von der Schwarz-Grünen Regierung geplanten Stadtbahn, um die überlastete Strecke der 4er und 5er Busse umweltfreundlicher und komfortabler zu gestalten. Eine Umweltzone sollte eingerichtet werden, da dies nicht nur die Luftqualität verbessert, sondern auch Lärm reduziert und es sicherer macht, Rad zu fahren.