CampusGrün Hamburg

Soziales

Geschafft – endlich an der Uni angekommen!

Dass sich dieses Gefühl in der Orientierungswoche einstellt, ist nicht unbegründet. Noch immer werden Studienplätze entgegen der staatlichen Möglichkeiten knapp gehalten und mehr denn je hängt die Möglichkeit, ein Studium aufnehmen zu können zum großen Teil vom Elternhaus ab. So beginnen nur 29% der Arbeiter*innenkinder ein Studium, während sich 79% der Kinder von Akademiker*innen einschreiben. Das liegt auch daran, dass die Eltern mit großem Abstand die wichtigste Finanzierungsquelle für Studierende sind– Tendenz steigend. Das geht aus der 21. Sozialerhebung des Studierendenwerks hervor, welche die soziale Lage von Studierenden beleuchtet. Die aktuellen Bedingungen führen dazu, dass nicht alle frei das Studium und die Ausbildungsstätte wählen können. Das Grundrecht auf Bildung und freie Berufswahl wird also eingeschränkt.

Für ein freies und selbstbestimmtes Studium zur kritischen Bildung, braucht es soziale Rahmenbedingungen, die ein solches Studium ermöglichen. Unsere Sozialpolitik zielt darauf, das Recht auf Bildung zu entprivatisieren und durch eine umfassende, öffentlich finanzierte Verbesserung der sozialen Lage von Studierenden unabhängig vom sozialen Status zugänglich zu machen. Nur durch die Überwindung von sozialer Prekarität und Kostendruck kann Studieren als gesellschaftsverantwortliche Tätigkeit gestaltet werden!

Das Gute ist, dass die Voraussetzungen dafür schon längst da sind. Gerade in Hamburg zeigt sich der gesamtgesellschaftlich erwirtschaftete Reichtum besonders stark. Gemeinsam sind wir dafür aktiv, diesen Reichtum durch eine Überwindung der Austeritätspolitik und eine echte Umverteilung der Allgemeinheit zu Gute kommen zu lassen – und eben auch eine gute soziale Lage für alle, die studieren wollen, ermöglicht!

Mit dem Studierendenwerk ist dieser Anspruch institutionalisiert worden. Dessen Auftrag ist es, die sozialen Belange der Studierenden zu fördern. Daher ist das Studierendenwerk auch selbstverwaltet, d.h. wir als Studierendenschaft(en) entscheiden maßgeblich selbst, wie sich das Studierendenwerk entwickeln soll. Dies tun wir vor allem in der Vertreterversammlung – dem demokratischen Herzstück des Hamburger Studierendenwerks -, welche paritätisch von Studierenden und Präsidien der Mitgliedshochschulen besetzt ist. Aber auch in den anderen Gremien wie z.B. dem Aufsichtsrat, dem Wohnheim- und dem Mensabeirat sind wir aktiv. Das Studierendenwerk ist sowohl in den Bereichen Wohnen und Essen, „Studieren mit Kind“, Beratung und Studienfinanzierung in Verantwortung – es ist also von zentraler Bedeutung für gute Rahmenbedingungen für ein freies Studium!

Zur Realisierung dieses Auftrags braucht das Studierendenwerk auch die entsprechende finanzielle Ausstattung. Und dafür kämpfen wir gemeinsam mit dem Studierdendenwerk, denn seit dem Hamburger Senat aus CDU, FDP und Schill-Partei (2001-2004) wurden die finanziellen Zuwendungen der Stadt an das Studierendenwerk von (bereits viel zu niedrigen) 5 Mio. € auf circa 1,4 Mio. € zusammengekürzt und unter dem Verweis auf die „Schuldenbremse“ eingefroren. Es ist nicht länger hinzunehmen, dass der Senat seine Austeritätspolitik in die privaten Taschen von uns Studierenden umlagert, indem die fehlende finanzielle Ausstattung durch eine Erhöhung der Mensa- und Wohnheimspreise und eine Verdreifachung des Semesterbeitrags Seit WiSe 2004/05 kompensiert wird.

Wir stehen vor der Herausforderung, die vom Studierendenwerk geteilte Ablehnung der Kürzungspolitik auch in politisches Handeln zu überführen. Es gehört zum Kern der Wahrnehmung des Sozialauftrags des Studierendenwerks, für adäquate Bedingungen einzustehen. Nur so können wir gemeinsam eine nachhaltige Verbesserung der sozialen Lage erkämpfen!

Studienfinanzierung

Ein Drittel von uns Hamburger Studierenden müssen pro Monat mit weniger als 850€ auskommen und leben damit offiziell unterhalb der Armutsgrenze. Gleichzeitig verstärkt die finanzielle Prekarität die Abhängigkeit vom Elternhaus, auf dessen finanzielle Förderung 84% der Durchschnittsstudierenden angewiesen sind. Mittel aus dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) kommen überhaupt nur noch etwa einem Sechstel aller Studierenden zu Gute. Die Folge ist ein enormer Druck neben dem Studium einer Erwerbsarbeit nachzugehen. 79% der Hamburger Studis arbeiten gegen Lohn und das im Schnitt 9,4 Stunden pro Woche. Die Belastung ist groß, so wollen 71% unabhängig vom Elternhaus sein, ein Viertel hat aber gleichzeitig den Eindruck, ihre Eltern finanziell zu überfordern und jede fünfte Person gibt an, in finanziellen Schwierigkeiten zu sein. Für uns ist klar, dass ein Studium niemals davon abhängen darf, wer aus welchem Elternhaus kommt. Damit das nicht länger der Fall ist, muss das BAföG – wie zu Gründungszeiten gedacht - zentrales Instrument der Studienfinanzierung werden. Dafür muss es allen Studierenden restriktionslos und elternunabhängig als Vollzuschuss gewährt werden!

Informationen rund ums BAföG findet ihr unter anderem hier: www.bafög.de; www.bafoeg-rechner.de/Rechner/check.php Eine Führung durch den zentralen Antragsbogen: www.youtube.com/watch?v=gquF9ko33ns

Das Studierendenwerk bietet Beratung rund ums BAföG an: www.studierendenwerk-hamburg.de/studierendenwerk/de/finanzen/BAfoeG/Bafoeg.php

BAföG einmal beantragt, ist die studentisch organisierte Beratung eine gute Ansprechpartnerin. Diese bietet eine parteiische Beratung an, die mit euch die besten Möglichkeiten erörtert, sich gegen das restriktive Verwaltungssystem durchzusetzen: www.asta-uhh.de/beratung/bafoeg/

Fünf Prozent der Studierenden werden durch ein Stipendium gefördert. Auch hier ist der Selektionsdruck enormAuch hier ist der Selektionsdruck enorm, was deutlich macht, wie dringend das BAföG reformiert werden muss. Die verbesserten Bedingungen nach einer erfolgreichen Bewerbung, sind am besten dafür genutzt, gute Studienbedingungen für alle durchzusetzen. Informationen zu verschiedenen Stiftungs- und Stipendiendatenbanken findet ihr z.B. hier: www.studierendenwerk-hamburg.de/studierendenwerk/de/downloads/finanzen/Eigenrecherche_Datenbanken_2018.pdf?m=1529321870

Wohnen

Zu einer guten sozialen Grundlage für ein Studium gehört guter, bezahlbarer Wohnraum. Die Miete bleibt der größte Ausgabenposten für uns Studis und gerade die Hansestadt liegt mit durchschnittlich 374€ für Miete im bundesweiten Vergleich an der Spitze. Selbst für einen Platz in einem Wohnheim des Hamburger Studierendenwerks müssen im Schnitt 293€ aufgewendet werden, obwohl die Wohnpauschale im BAföG nur 250€ vorsieht. Wir kämpfen dafür, dass allen Menschen der Zugang zu günstigem Wohnraum ermöglicht wird. Dafür bedarf es nicht nur des Ausbaus von staatlich geförderten Wohnheimen sondern auch des Ausbau von sozialem Wohnraum insgesamt. Der Staat muss dem Privatisierungstrend durch die Schaffung von neuen Wohnmöglichkeiten begegnen. Dabei sehen wir Studierende nicht in Konkurrenz zu anderen Gruppen – guten und bezahlbaren Wohnraum muss es für alle geben!

Eine Übersicht aller Wohnanlagen des StudiWerks und weiterer gemeinnützige Träger*innen: www.studierendenwerk-hamburg.de/studierendenwerk/de/wohnen/

Auf der Seite der Stadt Hamburg und in Bezirksämtern kann man sich darüber informieren, ob einer*m ein Wohnungsberechtigungsschein zusteht. Mit diesem sog. §5-Schein kann man sich auf staatlich geförderten Wohnraum bewerben: www.hamburg.de/behoerdenfinder/hamburg/11268748/

Auch wenn Studierende ungerechterweise von der Möglichkeit ausgenommen sind, Wohngeld zu beantragen, so ist dies unter gewissen Voraussetzungen doch möglich: www.hamburg.de/wohngeldrechner/

Ernährung

Hamburg ist mit durchschnittlich 189€ monatlich für Ernährung bundesweit am teuersten. Eine gute, nachhaltig produzierte Ernährung muss allen zu sozialverträglichen Preisen zugänglich sein. Hierfür müssen die Mensapreiserhöhungen der letzten Jahren zurückgedreht werden. Der Zugang zu Mensen oder zumindest zu Cafés des Studierendenwerks soll von allen Unistandorten gewährleistet sein. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, dass das Essensangebot nach ökologisch nachhaltigen Maßstäben gestaltet wird und besonders der Bereich der vegetarischen/veganen Gerichte weiter ausgebaut wird. Dabei ist für uns klar, dass Kostensteigerungen nicht auf die Studierenden umgelegt, sondern vom Senat durch eine ausreichende Finanzierung des Studierendenwerks getragen werden müssen.

Das Essensangebot des Studierendenwerks: www.studierendenwerk-hamburg.de/studierendenwerk/de/essen/speiseplaene/ Diese Infos gibt’s zum Beispiel auch über die StiNE-App: www.uni-hamburg.de/newsroom/presse/publikationen/apps.html

Der Freiraum Café Knallhart bietet politischen Gruppen die Möglichkeit mit vegetarisch/veganes Essen im Rahmen von Solischichten Spenden zu sammeln: knallhart.blogsport.de

Informationen über Foodsharingmöglichkeiten: foodsharing.de/

Studieren mit Kind

Wir setzen uns für bessere Bedingungen für ein Studium mit Kind(ern) ein, um ein Studium in jeder Lebenslage zu ermöglichen. Auch deswegen kämpfen wir für restriktionsfreies Studium und eine Entsprechung für studentische Eltern im BAföG. Darüber hinaus müssen ausreichend Plätze für eine kostenlose Ganztagsbetreuung in Hochschulnähe zur Verfügung stehen.

Das Familienbüro der Uni Hamburg bietet Beratung in dem Kontext: www.uni-hamburg.de/familienbuero.html

Die Uni-Eltern sind selbstorganisierte Studierende, die ebenfalls eine Beratung anbieten: www.asta-uhh.de/beratung/studierende-mit-kind/

In Hamburg gilt seit 2014 ein Rechtsanspruch auf eine beitragsfreie KiTa-Betreuung: www.hamburg.de/kindertagesbetreuung-allgemein/3032318/anspruch-kindertagesbetreuung/

Beratungsmöglichkeiten

Egal ob man mal die Frist verpasst, keinen Masterplatz bekommt, Lohnarbeit und Studium nicht gleichzeitig bewältigt bekommt oder Burnout-Erscheinungen bekommt – all diese Probleme werden den jeweils einzelnen als individuelles Versagen angelastet. Dabei handelt es sich um strukturelle Probleme von einer restriktiven Studienorganisation und einer prekären finanziellen Lage. Um dies als soziale Probleme anzugehen, müssen wir anfangen, darüber zu sprechen, was uns einschränkt, Angst und Druck macht und gemeinsam eine politische Perspektive der Überwindung dieser Ursachen erarbeiteten! . Beratungsinstitutionen haben unserer Auffassung nach, die Verantwortung in genau diesem Sinne zu arbeiten, um emanzipatorisch zu wirken und eben keinen Optimierungs- und Anpassungsdruck zu reproduzieren.

Diese Haltung findet sich aktuell im studentisch organisierten Beratungsangebot. Dazu kommt auch das Beratungsangebot der teilautonomen Referatewww.asta-uhh.de/beratung/

Beratungseinrichtungen vom Studierendenwerk: www.studierendenwerk-hamburg.de/studierendenwerk/de/sozialberatung/BeSI/

Die Beratungsinfrastruktur der Uni Hamburg: www.uni-hamburg.de/campuscenter/beratung/