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Zentraler Zugang zur Uni? Die Renaissance der ZVS

Eine Zu- oder Absage der Universität entscheidet häufig über die weitere Lebensplanung junger Menschen (die Tatsache, dass die Zugangsmöglichkeiten von nicht-Abiturienten zur Uni eh viel zu eingeschränkt sind, sei hier außen vor gelassen). Daher liegt es nahe, sich an mehreren Universitäten gleichzeitig zu bewerben, um die Chancen zu erhöhen.

Die Strategie der Mehrfachbewerbungen stellt die Unis vor beträchtliche Schwierigkeiten, den Bewerbern fristgemäß eine Zusage zu erteilen. Künftige Studienanfänger erhalten oft mehrfache Zulassungen, von denen sie nur eine annehmen. Von den nicht angetretenen Studiengängen treten sie häufig nicht oder erst sehr spät zurück. Die Konsequenz ist, dass die Universitäten glauben, ihre Kapazitäten ausgeschöpft zu haben, doch werden sie eines besseren belehrt, sobald ein Teil der erwarteten Erstsemester ausbleibt. Beim Nachrücken der Studienplatzaspiranten bleiben Schätzungen zu Folge 20% aller Plätze unbesetzt– ausgerechnet in besonders stark nachgefragten Studiengängen!

Ein weiteres Problem ist, dass verspätet zugelassene Studienanfänger wesentlichen Nachteilen ausgesetzt sind. Verpasst der Erstsemester eines Bachelor Studienganges den Einstieg in gewisse Module, verlängert sich das Studium teilweise um ein ganzes Jahr.

Die Politik hat dieses Problem erkannt und die Zentralstelle für Vergabe von Studienplätzen (ZVS) erlebt eine Renaissance unter neuem Namen. Nachdem die Kompetenzen der ZVS in der Vergangenheit reduziert wurden, plant nun die Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) in Zusammenarbeit mit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und der Kultusministerkonferenz (KMK), die ZVS für rund 15 Millionen Euro in eine Serviceeinrichtung mit dem Titel „Stiftung für Hochschulzulassung“ zu verwandeln. Als zentrale Anlaufstelle für Bewerber soll die Stiftung mit einem digitalen System die Daten der Bewerber abgleichen und die Zulassung beschleunigen. Die Software dafür wird von dem Berliner Frauenhofer Institut für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik entwickelt.

Doch bevor die neue Servicestelle eingerichtet ist, allein die Softwareentwicklung wird bis in das nächste Jahr hinein reichen, soll für den Herbst dieses Jahres eine Zwischenlösung gefunden werden. Mit der „Hamburger Initiative“, einem Zusammenschluss verschiedener Universitäten, wird vom 7. bis zum 14. August 2009 der Versand der Zulassungsbescheide vereinheitlicht. Offene Studienplätze verschiedener Universitäten sollen anschließend in einer „Chancenbörse“ bekannt gegeben werden.

Die Universitätspräsidentin Auweter-Kurz sieht für Hamburg keinen Bedarf an einer zentralen Vergabestelle für Studienplätze, da das Campus Management System „STiNE“ Hamburg bestens für den Umgang mit dem Phänomen der Mehrfachbewerbung aufstelle. Die Einrichtung einer zentralen Serviceeinrichtung bezeichnet sie als teuer und überflüssig. Vertreter der Johannes Gutenberg Universität in Mainz und der Ludwig-Maximilians-Universität in München sehen diesen Zusammenschluss der Hamburger Initiative hingegen nicht als Gegenmodell zur ZVS. So soll weiterhin an dem Ausbau der ZVS festgehalten werden.

Die webbasierte zentrale Erfassung aller Studienplatzbewerber wirft die Frage nach Datenschutz und -sicherheit auf. Noch ist unklar, welche Verwendung die Daten über die Vermittlung der Studienplätze hinaus finden werden und wer darauf Zugriff haben wird.

Die ZVS ist abgeschafft worden mit der Forderung nach mehr Hochschulautonomie – die Hochschulen „sollen sich ihre Studierenden selbst aussuchen“ können. Doch wie sieht dieses „selbst aussuchen“ in der Praxis aus? Zwar sind Auswahlgespräche inzwischen rechtlich möglich, aber dafür müsste die Uni bei den aktuellen Bewerberzahlen maßgeblichen Aufwand betreiben, ohne dass hierfür Mittel zur Verfügung stehen. Andererseits ist das alte ZVS Verfahren für Studienbewerber sehr intransparent – es gibt wenige Möglichkeiten „sich die Uni selbst auszusuchen“.